Im März berichtete die chrismon von einem Projekt, das ich gern in meine Reihe „Vorbilder“ aufnehmen möchte: Skateistan.
Oliver Percovich, ein australischer Sozialarbeiter mit Hochschulabschluss in Chemie, folgte 2007 eigentlich nur seiner Freundin nach Afghanistan. Als leidenschaftlicher Skater beschloss er, in Kabul eine Skateboardschule zu eröffnen. Viele erklärten ihn für verrückt, andere warnten ihn, keine Mädchen zu unterrichten, dass die offene Straße gefährlich ist und arme Kinder ihn bestehlen könnten. Nichts davon bewahrheitete sich.
(Bildquelle: Reportage bei ARTE)
Interview mit Oliver Percovich (Handelsblatt Februar 2009):
Skateboardschulen in Afghanistan? Was soll das denn dort bewirken?
In Afghanistan gibt es viele ethnische Gruppen, die bisher keinen Kontakt untereinander haben. In den Skateboardklassen kommen Kinder aller Gruppen und Schichten zusammen. Auf dem Skateboard sind alle gleich.
Es gibt auch erstaunlich viele Mädchen, die auf dem Brett stehen.
Frauen dürfen in Afghanistan keinen Männersport machen, nicht einmal Fahrrad fahren. Skaten ist aber so neu, dass sie es dürfen – wenigstens bis zur Pubertät gibt es ihnen einen Freiraum.
Skaten ist bei uns Jugendkultur. Bildet sich so etwas auch in Afghanistan?
Absolut nicht. Das wäre auch das Letzte, was wir erreichen wollen. Das Skateboard ist ein Werkzeug, ein Sportgerät, um Spaß zu haben. Wenn hier westliche Rollenmodelle greifen würden, dann hätten wir zum Beispiel nicht so einen hohen Frauenanteil. Aber Heranwachsende versuchen, sich von alten Denkweisen zu lösen, und das Skateboard kann natürlich dazu beitragen, dass sie eine eigene Identität entwickeln. (mehr …)